
Robert Hofrichter und Peter Janoviček
Von Pressburg nach Salzburg
Grenzgänge zwischen Städten, Völkern und Regionen der k. u. k. Monarchie

Styria premium, Wien, Erscheinungstermin: September 2014
Info:

Von Pressburg nach Salzburg - Fotoalbum zum Erscheinungstermin
In ersten Septembertagen 2014 wird unser neues Buch "Von Pressburg nach Salzburg" erscheinen (STYRIApremium, Wien). Dieses <a href="http://www.fnz.at/fnz/forum/phpBB2/album.php">Album</a> vermittelt einen Eindruck von einigen Themen, wobei die zwei Städte im Mittelpunkt stehen. Aber nicht nur: Es geht um Geschichte, Nationalismus, Verluste, Schicksale, den Donauraum. das Karpatenbecken, die Österreicher und Deutschen, die Ungarn, die Slowaken, die Böhmen ... Mehr über das Buch und seine Inhalte findet man auf der Webseite http://www.pressburg-salzburg.eu/

Die Region rund um die alte "Porta Hungarica" am Zusammenfluss von March und Donau. Vom Norden her ragen die Ausläufer der Karpaten in das Bild, man sieht die Donau und im Südwesten den Neusiedlersee. Und, ganz spannend, man sieht den geopolitischen Unterschied zwischen West und Ost anhand der Größe der Felder: Kollektivwirtschaft im Osten große Felder), kleinere Felder im Westen. Ein Außerirdischer mit politischer Bildung würde den einstigen Verlauf des Eisernen Vorhangs leicht erkennen.

"Für Gott und das Vaterland". Sogar Gott ist indirekt Gegenstand unseres Themas. Denn er wurde wie sonst kaum etwas anderes in Zusammenhang mit Nationalismus missbraucht. Za Boha a národ!, heißt es in einer slowakischen Parole (Für Gott und die Nation). Isten áld meg a Magyart (Gott segne die bzw. den Ungarn), lautet die erste Strophe der ungarischen Nationalhymne. Man muss nicht antireligiös eingestellt sein, um die Einbeziehung Gottes in die nationalistische Propaganda – von welcher Seite auch immer – für unsympathisch zu halten. Denn selbst für Atheisten ist eher jene Vorstellung annehmbar, dass Gott (wenn schon) der Gott aller Menschen und Völkerschaften im gleichen Ausmaß ist.
Der ideologische Missbrauch der höchsten angenommenen Instanz für die Zwecke der Verherrlichung der eigenen Nation und des Schlechtmachens der anderen hat eine lange Tradition, die nicht mit dem Mittelalter endete, sondern bis in die Gegenwart ausstrahlt.
Die slowakische Nationalbewegung war nicht dem katholischen Glauben und dem Marienkult verknüpft. Politische Führer waren katholische Geistliche oder sie stützten sich zumindest stark auf die römische Kirche und auf „Gott“.

Wir gehen in unserem Buch auch auf den Slowakischen Staat und dessen Präsidenten Jozef Tiso ein. Diese Ära und diese Gestalt, genauer ihre historische Beurteilung, polarisieren die slowakische Gesellschaft bis heute. Auf der einen Seite war es das erste Mal in der Geschichte, dass das slowakische Volk „selbständig“ war, und so etwas spielt in der Identitätsfindung eine Rolle. Doch war es wirklich selbständig? Warum sollte auch ausgerechnet dieses kleine Land selbständig bleiben, wo bereits viel größere Nationen von Hitler unterjocht waren oder sich mit dem Deutschen Reich im Krieg befanden?

Alter Markt im Sommer 2014, Salzburg kosmopolitisch: Tschechische Straßenkünstler, arabische Touristen...

Vor dem Café Tomaselli.

Was ist typisch für Salzburg? Freilich, da wäre Mozart ... Über ihn, die Getreidegasse und den ganzen Kitsch bis zu Bergen von Schwimmenten mit Perücken für die Badewanne können wir aus Platzgründen nicht ausführlicher schreiben. Seine posthume Umwegrentabilität ist enorm. Seltsamerweise verstrichen nach dem Tod des Genies 35 Jahre bis zum ersten Mozartkonzert. Und dann: Ich hoffe nicht, dass es nötig ist zu sagen, dass mir an Salzburg sehr wenig und am Erzbischof gar nichts gelegen ist und ich auf beides ..., schrieb Wolfgang 1783. Das letzte Wort haben wir höflichkeitshalber weggelassen.


Wenn man in Salzburg lebt, ärgert man sich nicht selten über die völlig verstopfte Getreidegasse, und ganz speziell über den neuralgischsten Punkt dieser berühmtesten aller Salzburger historischen Gassen: Mozarts Geburtshaus, das auch Hagenauerhaus genannt wird. Hier hat das Musikgenie am 27. Jänner 1756 als siebentes Kind der Familie das Licht der Welt erblickt. Warum man hier so schwer durchkommt, wird verständlicher, wenn man sich die Information der Stiftung Mozarteum zu diesem Haus anschaut: Es soll zu den meistbesuchten Museen der Welt zählen. Ob die Behauptung des Stiftung Mozarteum so stimmt, konnten die Autoren nicht überprüfen, dass man aber als Salzburger täglich den Eindruck gewinnt, dass es stimmen könnte, kann kaum geleugnet werden. Manche Besucher staunen, dass man an der berühmtesten Adresse Salzburgs auch die Filiale einer großen Supermartkette findet. Dass Mozart außerdem in bald jedem zweiten Haus der Getreidegasse in Form von Schokoladekugeln und weiteren Produkten vermarktet wird, braucht man gar nicht näher zu erläutern.

Gewitterstimmung über Salzburg.

Der http://www.twincityliner.com/ legt in Bratislava/Pressburg an. Das Foto ist im Sommer 2014 entstanden, man sieht, wie die alte Brücke abgetragen wird. Eine neue soll gebaut werden...

Zahlreiche Touristen aus verschiedenen Ländern besuchen Bratislava. Entsprechend groß ist das Angebot an verschiedenen Souvenirs, authentischen und wenig authentischen...

Der berühmte Pressburger Frieden wurde in jenem Gebäude geschlossen, das bereits in Zusammenhang mit Paracelsus erwähnt wurde, im Primatialpalais oder Primaciálny palác. Im selben Gebäude, sogar im selben Raum wie beim Friedensschluss – dem berühmten Spiegelsaal – hat 1980 der ältere der Autoren seinen Ehebund geschlossen. Abertausende Pressburger aus dem Altstadt-Bezirk haben an diesem geschichtsträchtigen Ort geheiratet.

Das war seinerzeit eine berühmte Spezialität in Pressburg: Pressburger Beugerl http://selbstgebacken.at/.../kleinge... ... r-beugerln . Auf Ungarisch "pozsonyi kifli": http://www.mindmegette.hu/dios-pozsonyi-kifli.recept . Auch ein pressburger Nostalgie-Verein nennt sich so http://www.pozsonyikifli.sk/hu/Fooldal.html

In einem Artikel der Salzburger Nachrichten aus dem Jahr 2005, der mit „Mozart-Vermarktung ohne Hemmungen“ betitelt war, konnte man ein gutes Bild von den Entwicklungen bekommen. Man würde es nicht für möglich halten, aber es gibt nichts, was es in Zusammenhang mit Mozart nicht gibt. Immerhin gilt Mozart als eine der bekanntesten Marken weltweit – und sie ist nicht geschützt!
Die fantasievollen Produkte schossen vor allem seit dem Mozartjahr 2006 wie Schwammerl aus dem Boden. Mögen Musikliebhaber und Mozartfans noch so verständnislos den Kopf schütteln, Geschäft ist Geschäft. Der Rubel muss rollen, und das ist heute nicht mehr bloß sprichwörtlich, sondern auch wortwörtlich zu nehmen: Russische Touristen hört man auf Schritt und Tritt. Wer also glaubt, die legendären Mozartkugeln stehen im Mittelpunkt, der war entweder lange nicht mehr in Salzburg, oder er beachtet seine Umwelt nicht aufmerksam genug. Klar, die Kugeln sind allgegenwärtig, doch gibt es auch Schirme, Mozart-Puzzle, quitschende und Geige spielende Badezimmer-Enten mit weißer Perücke, Socken wie auch Krawatten, Comicfiguren, Bierkrügerl, Stamperl, Häferl, Teller, Liköre, Parfüms, Dosen, Mozart-Schnitten und Torten, Servietten und Taschentücher, Schreib- und Spielwaren, „Mozart-Editionen“ für annähernd alles, „Papageno- und Amadeusmischungen“ ebenfalls mitsamt den passenden Teedosen, „Zauberflöte“ kann für alles mögliche stehen, ebenso wie „Kleine Nachtmusik“ oder „Cosi fan Tutte“, weiters Kleidungsstücke, Schreibzeug jeder Art, Golfbälle, Babyflascherl, piiieps in Form von Mozarts Kopf und allerhand weitere Accessoires. So heterogen die Aufzählung scheint, all diese Gegenstände haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben in irgendeiner Form einen Mozart aufgedruckt!

Mozart, Mozart, überall nur Mozart ... Das angesprochene Phänomen hat derartig skurrile Blüten getrieben, dass es uns im Buch unmöglich erschien, nicht kurz bei ihm zu verweilen.

... doch gibt es auch Schirme, Mozart-Puzzle, quitschende und Geige spielende Badezimmer-Enten mit weißer Perücke, Socken wie auch Krawatten, Comicfiguren, Bierkrügerl, Stamperl, Häferl, Teller

Salzburger Nockerln (Nocken) sind eine typische Salzburger Süßspeisen-Spezialität. http://de.wikipedia.org/wiki/Salzburger_Nockerln

Salzburg, 1983: Zwei Jahre nach der Emigration...

Vor dem Salzburger Dom, eine Jedermann-Vorführung der eigenen Art... Hier steht im Sommer die berühmte Jedermann-Bühne.

Eine wahrscheinlich anachronistische Darstellung des ersten ungarischen Königs „Szent István“ in der 1360 veröffentlichten „Chronica Hungarorum“ mit dem im Buch behandelten Staatswappen, welches sich die Ungarn und die Slowaken (leicht modifiziert) teilen. Die auf Pergamentblättern niedergeschriebene Chronik wurde bis 1932 in der Wiener Hofbibliothek aufbewahrt (darum auch „Wiener Bilderchronik“). Heute befindet sie sich in der Széchényi-Nationalbibliothek in Budapest. Das Doppelkreuz mit einer wechselvollen Geschichte scheint spätestens seit Béla III. (1148/1149–1196) zum Symbol der Árpáden geworden zu sein. Es wird, wie auf dem zweiten Bild zu sehen, ohne die drei Hügel dargestellt. Béla III. wird in der „Chronica Hungarorum“ ohne Doppelkreuz gezeigt (drittes Bild von links), mit dem rot-weiß gestreiften Wappen, welches das erste der Árpáden sein dürfte. Doch das vorhin gezeigte Bild des Heiligen Stephan (Szent István) aus demselben Werk zeigt bereits das Doppelkreuz mit den drei Hügeln. Ein widersprüchlicher Befund.

Weihnachtsmarkt auf dem Hlavné Námestie in Bratislava.

Die Porta Hungarica auf einer Karte des Comte Marsigli aus seinem berühmten Werk „Danubius“ aus dem Jahr 1726. Südlich der Donau sehen wir die Hainburger Berge (als Haimburg), nördlich davon den Zusammenfluss der Donau mit der March, auf der östlichen Flussseite „Távány“, was für Devín steht (Burgruine Theben). Noch weiter im Osten sieht man die Burg von „Posonium“ und die befestigte Altstadt – das waren lange Zeit zwei getrennte urbane Einheiten. Das wichtige Durchbruchstal der Donau hat mehrere Namen, wodurch seine Lage im Dreiländereck zwischen Österreich, der Slowakei und Ungarn und die wechselvolle Geschichte unterstrichen werden. Früher fast immer als Ungarische Pforte bzw. Porta Hungarica bezeichnet, was den (Tschecho-)Slowaken nicht besonders gefiel, kamen weitere Namen wie Devínska brána bzw. Thebener Pforte und immer häufiger auch Bratislavská brána (Bratislavaer Pforte) auf, deutsch auch Hainburger Pforte.

Alte Karte der Gegen von Pressburg, ungarisch Pozsony, lateinisch Posonium.

Ein imposantes Werk früherer Tage, das sich dem Fluss widmet, ist jenes des aus Bologna stammenden Gelehrten und Kartografen Luigi Ferdinando Marsigli (1658—1730). Sein sechsbändiges Danubius Pannonico-Mysicus. Observationibus geographicis, astronomicis, hydrographicis, historicis, physicis perlustratus erschien 1726 in Amsterdam. Marsigli und Johann Christoph Müller (1673—1721) erneuerten während der Türkenkriege durch astronomische Ortsbestimmungen das kartografische Gesicht des Karpatenbeckens. Der Schlüssel ihres Erfolges war die punktgenaue Darstellung von Richtungswechseln des Donaubettes. Die Flussabschnitte wurden aufgeteilt und jeder Teil in getrennten Blattschnitten dargestellt. Die Blattschnitte des türkisch besetzten Gebietes sind weniger genau, weil Marsigli sie nur während seiner diplomatischen Missionen geheim skizzieren konnte, ein damals sicher gefährliches Unterfangen. Donauraum und Südosteuropa waren für den Rest des Kontinents immer schon von großer Bedeutung, doch änderten sich in den Wirren der Geschichte die dazugehörigen Begriffe.

Im Turm des St.-Martin-Doms in Bratislava. Das war die Krönungskathedrale der ungarischen Könige, hier wurde auch Maria Theresia gekrönt.

Salzburger Frühlingsimpressionen.

Dieses Monument wurde zum Gedenken an die Opfer des Eisernen Vorhangs bei Devín (Theben) am Zusammenfluss der March und der Donau errichtet. Am 28. Oktober 2008 besuchte Queen Elisabeth II. dieses düstere Denkmal. Einer der 400 Namen, Borka, stammt aus dem engeren Bekanntenkreis unserer Familie. Der Jüngling war erst um die 18 Jahre alt, als er versucht hatte, nach Österreich zu gelangen. Die Namen der Toten spiegeln die wechselhafte Geschichte und ethnische Vielfalt des Landes an der alten „Porta Hungarica“ wider. Auch der seltener erwähnte kroatische Einfluss macht sich bemerkbar.

Spaziergang an der March 2012 – vorbei an Mahnmalen der Zeit des Eisernen Vorhangs: Stacheldraht und Betonbunker. Doch auch ein Symbol der Zukunft ist zu sehen:Die am 22. September 2012 eröffnete Fahrradbrücke der Freiheit (slowakisch Cyklomost slobody) über die March, zwischen der niederösterreichischen Gemeinde Engelhartstetten und Devínska Nová Ves. Zum größten Teil wurde das Projekt durch die EU finanziert.

Monarchie-Nostalgie aus dem Familienalbum: Dieser Ur-Ur-Großvater ist mit Erzherzog Ferdinand Maximilian von Österreich nach Mexiko gefahren, wo dieser Kaiser von Mexiko wurde und schließlich erschossen wurde. http://de.wikipedia.org/wiki/Maximilian_I._(Mexiko) Der Vorfahre ist hingegen an Bord der NOVARA wieder heil nach Hause gekommen ...

Das Denkmal von Sándor Petöfi in Bratislava. Dem größten ungarischen Dichter widmen wir ein eigenes Kapitel. Ethnisch hat er serbische und noch mehr slowakische Wurzeln gehabt.

Nostalgie aus dem Familienalbum: Die Tagebücher der Großmutter (hier noch als junges Mädchen links im Bild zu Beginn des 1. Weltkriegs) beschreiben den Zerfall der Monarchie und die Angliederung Pressburgs an die neu entstandene Tschechoslowakei. Die Tagebücher sind ein spannendes zeitgeschichtliches Dokument, sie werden im Buch zum ersten Mal veröffentlicht.

Das Herz Bratislavas unter dem Michaelstor.

Blick auf das alte Rathaus der Stadt. Es gehört zu den schönsten gut erhaltenen Gebäuden Bratislavas.

Ein neuer Aspekt der europäischen Integration: Straßenmusiker und Bettler aus Rumänien und zum Teil aus dem Osten der Slowakei und Ungarn prägen zunehmen das Bild der Städte im Westen. Die Armut in anderen Teilen Europas und der Welt rückt näher an uns heran.

Abendstimmung in Salzburg.

Die evangelische Christuskirche in Salzburg.

Sebastianfriedhof in Salzburg: Hier ist Paracelsus und Mitglieder von Mozarts Familie begraben.

Goldener Herbst an der Salzach, Salzburg.

Müllnersteg und Müllnerkirche, Salzburg.

Rupertikirtag, das Domkirchweihfest am St.-Ruperts-Tag in Salzburg, jährlich um den 24. September, dem Namenstag des heiligen Rupert, für fünf Tage abgehalten. Veranstaltungsort sind die Plätze in der Salzburger Innenstadt rund um den Dom. Der Rupertikirtag ist eines der traditionsreichsten Volksfeste Österreichs und wird jährlich von mehr als 100.000 Menschen besucht.

Die "UFO-Brücke" von Bratislava. Wegen ihr wurde in der kommunistischen Zeit ein Teil der Altstadt zerstört.

Regnerische Stimmung über Bratislava.



Statue Herbert von Karajans im Garten seines Geburtshauses in Salzburg.

Die Moderne trifft auf das alte Pressburg.

Die Brücke über die March zwischen Marchegg und Devínska Nová Ves.

Am Donauufer von Bratislava.

An der Donau oberhalb von Bratislava, kurz vor Hainburg.

In den slowakischen Karpaten leben noch Luchse, Wölfe und Braunbären.

Unterwegs in den Karpaten, hier der Nationalpark Malá Fatra.

Bryndzové halušky (deutsch: Brimsennocken, Spätzle mit Brimsen) ist das bekannteste Nationalgericht der Slowakei. Die Nocken (halušky) werden üblicherweise aus Kartoffelteig zubereitet und gekocht und beim Servieren mit dem Brimsen (bryndza, ein Schafkäse) und oft auch mit Stücken Speck gemischt.